Quintenzirkel | Tonarten | Vorzeichen
Der Quintenzirkel ist ein Modell in der Musiktheorie, mit dem die Beziehungen der Tonarten untereinander grafisch dargestellt werden können.
Begriffsbestimmung Quintenzirkel
Der Begriff "Quintenzirkel" setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: 1. Quinte und 2. Zirkel. Zirkel ist ein anderes Wort für Kreis. Die Quinte ist ein Intervall. Der Begriff "Intervall" bedeutet in der Musiktheorie Abstand zweier Töne. Als Quinte bezeichnet man den Abstand von der ersten zur fünften Stufe einer Tonleiter.
Aufbau des Quintenzirkels
Der Aufbau des Quintenzirkels erinnert an das Zifferblatt einer analogen Uhr. Anstelle der Ziffern, die das Ablesen der Uhrzeit ermöglichen, werden die Namen der Tonarten eingesetzt. Die Tonarten können zusätzlich mit den jeweiligen Vorzeichen versehen werden. Im Quintenzirkel können Dur-Tonarten, Moll-Tonarten oder beide innerhalb einer Grafik dargestellt werden.
Für Anfänger, die sich mit diesem Thema noch nicht beschäftigt haben, empfehle ich, nur mit den Dur-Tonarten zu beginnen. Später die Moll-Tonarten in den Qnintenzirkel zu integrieren ist leichter, als wenn man gleich alle Informationen auf einmal verarbeiten will.
Wer bereits etwas Übung mit der Anwendung des Quintenzirkels hat, sollte einen Qnintenzirkel verwenden, der sowohl die Dur-Tonarten wie auch die Moll-Tonarten in einer Grafik vereint.
Die Anordnung der Tonarten im Quintenzirkel
Stellt man sich das Zifferblatt einer Uhr vor, so schreibt man anstelle der "12" "C-Dur". Auf der Position der "1" notiert man "G-Dur" , weil der Abstand zwischen den Tönen "c" und "g" fünf Stufen beträgt, also genau eine Quinte (aufwärts gezählt). Zählt man in G-Dur von "g" aus eine Quinte (fünf Stufen) aufwärts, gelangt man zu "d". Anstelle der Ziffer "2" trägt man dann "D-Dur" ein. Nun bildet man in D-Dur die Quinte und gelangt zum "a". Dort wo üblicherweise die "3" auf dem Zifferblatt zu sehen ist, trägt man im Qnintenzirkel "A-Dur" ein.
Der erste Teil des Quintenzirkels ist damit fertig. Setzt man die Technik fort, so folgen die Tonarten E-Dur, H-Dur und auf "6 Uhr" Fis-Dur. Damit ist die rechte Seite des Quintenzirkels vollständig.
Bereits jetzt lassen sich erste Beziehungen zwischen den Tonarten aufzeigen. So ist beispielsweise leicht erkennbar, dass C-Dur und G-Dur dichter beieinander liegen als C-Dur und Fis-Dur. C-Dur und G-Dur haben also mehr Gemeinsamkeiten als C-Dur und Fis-Dur.
Die linke Seite des Quintenzirkels baut sich sehr ähnlich auf. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass die jeweilige Quinte nicht aufwärts, sondern abwärts gebildet wird.
So gelangt man ausgehend von C-Dur (12 Uhr) zu F-Dur (11 Uhr), B-Dur (10 Uhr), Es-Dur (9 Uhr), As-Dur (8 Uhr), Des-Dur (7 Uhr) und Ges-Dur (6 Uhr).
Als nächsten Schritt kann man auch die parallelen Moll-Tonarten in den Quintenzirkel übertragen. Parallele Tonarten sind Tonarten, die die gleichen Vorzeichen besitzen. Man kann die parallele Molltonart bestimmen, indem man vom Grundton der jeweiligen Dur-Tonart eine kleine Terz abwärts bildet. (Eine kleine Terz ist ein Intervall, dass aus einem Ganztonschritt und einem Halbtonschritt besteht.) Eine andere Herangehensweise besteht darin, die 6. Stufe der Dur-Tonart zu bestimmen. Diese ist der Grundton der parallelen Moll-Tonart.
Parallele Tonarten
Folgende Tonarten sind parallele Tonarten: C-Dur + a-Moll; G-Dur + e-Moll; D-Dur + h-Moll; A-Dur + fis-Moll; E-Dur + cis-Moll; H-Dur + gis-Moll; Fis-Dur + dis-Moll; F-Dur + d-Moll; B-Dur + g-Moll; Es-Dur + c-Moll; As-Dur + f-Moll; Des-Dur + b-Moll; Ges-Dur + es-Moll Die Namen der parallelen Moll-Tonarten trägt man so in den Quintenzirkel ein, dass die Zuordnung zur jeweiligen Dur-Tonart deutlich wird.
Die Vorzeichen der Tonarten
Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Vorzeichen. Es gibt Tonarten mit "Kreuzen" und Tonarten mit "b". Auf der rechten Seite des Quintenzirkels befinden sich die Kreuz-Tonarten. Auf der linken Seite die Be-Tonarten.
Sucht man, ausgehend von C-Dur / a-Moll (keine Vorzeichen), beispielsweise die Tonart, die ein Kreuz als Vorzeichen hat, gelangt man zu G-Dur / e-Moll (Quintenzirkel im Uhrzeigersinn).
Möchte man herausfinden, welche Tonart ein "b" vorgezeichnet hat, so gelangt man auf dem Quintenzirkel, ausgehend von C-Dur / a-Moll entgegen dem Uhrzeigersinn zu F-Dur / d-Moll.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Anzahl der Kreuze (im Sinne der Tonartenvorzeichnung) zunimmt / die Anzahl der "b" abnimmt, wenn man sich im Uhrzeigersinn auf dem Qnintenzirkel fortbewegt. In entgegengesetzter Richtung nimmt die Anzahl der "b" (in den Vorzeichen der Tonarten) zu oder die Anzahl der Kreuze ab.
Quintenzirkel | 6 Beispiele für die Verwendung
- Übersicht über Anzahl und Art der Vorzeichen
- Darstellung der Verwandtschaft von Tonarten
- Leichtes Erschließen von Grundfunktionen für Kadenzen und Tonsatzanwendungen (Tonika, Subdominante, Dominante)
- Erkennen von Harmonien und Funktionen, die als Stellvertreterklänge verwendet werden können. (Dreiklänge der parallelen Tonarten.)
- Zuorden von weiteren Harmonien für die erweiterte Kadenz und Tonsatzaufgaben (z.B. Doppeldominante)
- Enharmonik, also die Umdeutung der Notennamen. Beispiel: Sowohl Fis-Dur als auch Ges-Dur werden auf der Position "6 Uhr" des Quintenzirkels notiert. Spielt man Fis-Dur auf dem Klavier und anschließend Ges-Dur, so kann man feststellen, das es die gleichen Tasten (die gleichen Töne) sind, egal ob man Fis-Dur oder Ges-Dur spielt. Weitere Beispiele für enharmonische Umdeutung sind H-Dur & Ces-Dur sowie Des-Dur & Cis-Dur.
Zwei Merksätze zum Quintenzirkel
Für die Abfolge der Tonarten gibt es mehrere Merksätze / Merkhilfen.
Um sich die Kreuz-Tonarten in Dur einzuprägen, hilft folgender Satz:
Geh' du alter Esel hole Fisch (G D A E H Fis).
Für die Be-Tonarten in Dur funktioniert dieser:
Freche Burschen essen Aspik des Gesellen (F B Es As Des Ges)
Hinweis: Für jede Dur-Tonart gibt es auf dieser Website eine eigene Seite, die die Vorzeichen, Noten und Notennamen in den vier gängigen Notenschlüssel beschreibt!