Die Systematik der Grifftabellen bei Trompeten, Hörnern und Tuben
Wie die Griffe der Blechblasinstrumente funktionieren
Alle Blechblasinstrumente wie Trompeten, Flügelhörner, Kornette, Ventil-Jagdhörner, Waldhörner, Tenorhörner, Euphonien, Baritonhörner, Tuben und auch Ventilposaunen, die heute in Musikschulen, Posaunenchören und den verschiedenen Orchestern üblicherweise verwendet werden, funktionieren nach der gleichen Systematik. Wer das erkannt hat, wird sich auch dann zu helfen wissen, wenn einmal keine Grifftabelle zur Hand ist.
Das Grundprinzip der Blechblasinstrumente
Mit jedem Blechblasinstrument kann man mehrere Töne erzeugen, auch wenn diese gar keine Ventile besitzen oder man kein Ventil betätigt. Der Bläser erreicht den jeweils höheren Ton durch Überblasen. Die so verfügbaren Töne werden als Naturtöne bezeichnet. Dementsprechend werden Trompeten und Hörner, die keine Ventile besitzen als Naturtrompeten beziehungsweise Naturhörner bezeichnet.
Zwischen den Naturtönen eines Blechblasinstrumentes gibt es unterschiedlich große Abstände. In der Tiefe sind die Abstände groß und werden mit zunehmender Höhe immer etwas kleiner. Erst in hohen Lagen liegen die Töne so eng aneinander, dass man Tonschritte, wie man es von Tonleitern kennt, auch ohne das Betätigen von Ventilen erzeugen kann.
Diese Eigenschaften wirkten sich natürlich auf die Einsatzmöglichkeiten und den Gebrauch der Blechblasinstrumente aus. Für mehr oder weniger einfache Signale (einfach heißt nicht etwa gleich leicht) reichte der Tonvorrat in der Tiefe und in der Mittellage völlig aus. Man begnügte sich zunächst im Wesentlichen mit Dreiklangstönen...
Die geschichtliche Entwicklung
Sollten die Blechblasinstrumente in einem gemischten Ensemble mit anderen Instrumenten gemeinsam verwendet werden, so war ihr begrenzter Tonumfang schon irgendwie ein Problem. Hörner und Trompeten konnten nicht ohne Weiteres in allen (Dur-) Tonarten eingesetzt werden.
Früher war man gezwungen, für jede Tonart eine andere Trompete oder ein anderes Horn zu verwenden. Jede Tonart erforderte eine Trompete oder ein Horn mit einer anderen Grundstimmung. Die Grundstimmung hängt vor allem von der Länge des Rohres ab. Man kannte nur diese Möglichkeit, die passenden Töne mit Trompeten und Hörnern zu erzeugen.
Das Inventionshorn stellte schon einen deutlichen Fortschritt dar. Zwar ist es auch nur ein Naturhorn, aber durch Auswechseln des Hauptstimmzuges, konnte der Hornist schnell eine andere Grundstimmung einstellen. Er brauchte also lediglich verschiedene Stimmzüge unterschiedlicher Länge (und nicht mehrere Hörner), um sein Horn für eine andere Tonart umzustimmen.
Da die Trompeten und Hörner nur einen begrenzten Tonvorrat hatten, notierte man in der Regel alle Stimmen für diese Blechblasinstrumente in C-Dur. Stand das zu spielende Werk in F-Dur, brauchte der Hornist ein F Horn. Die Noten wurden speziell mit Horn in F gekennzeichnet. Das F Horn transponierte dann automatisch die notierte Tonart C-Dur in die tatsächlich klingende Tonart F-Dur.
Bei der D Trompete bewirkt das Spielen eines notierten c den tatsächlichen Klang eines d. Nur die C Trompete transponiert nicht. Die C Trompete spielt klinged, wie beispielsweise die Orgel oder das Klavier. Das c der C-Trompete ist also auch wirklich ein c.
So ist es geschichtlich bedingt, dass es Horn in F, Horn in B, Horn in Es, Trompete in B, Trompete in D, Trompete in C usw. gibt.
Die Weiterentwicklung der Instrumente, des Handwerks und der Technik führte über Klappensysteme immer weiter bis zu den Ventilen, die in heutigen Instrumenten verwendet werden. Durch Betätigen der Ventile, fließt die Luft innerhalb des Blechblasinstrumentes durch zusätzlich angebrachte Rohrabschnitte (Züge oder Ventilzüge). Dadurch wird ein schnelles Umstellen des möglichen Tonvorrates erreicht.
Das Herunterstimmen mit Hilfe der Ventile
Der Grundton und damit tiefste Ton hängt vor allem von der Rohrlänge ab: Je länger das Rohr, desto tiefer der Ton (natürlich auch die gesamte Tonlage des Instrumentes). Die Kenntnis des Grundtons und der darüber liegenden Naturtöne ist Vorraussetzung für das Ableiten einer Grifftabelle.
Betrachtet man die Ventilzüge genauer, erkennt man, dass diese unterschiedlich lang sind. Die unterschiedliche Länge bewirkt bei Betätigung des jeweiligen Ventils größere oder kleinere Veränderungen in der Tonhöhe. Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass die Betätigung eines oder mehrerer Ventile immer ein Herunterstimmen des Blechblasinstrumentes bewirken muss, da das Rohr länger wird.
So funktioniert die Systematik bei heute gebräuchlichen Instrumenten: Es bewirkt das Drücken des
- 2. Ventils das Herunterstimmen um einen Halbton (kleine Sekunde)
- 1. Ventils das Herunterstimmen um zwei Halbtöne (große Sekunde)
- 1. und 2. (oder 3.) Ventils das Herunterstimmen um drei Halbtöne (kleine Terz)
- 2. und 3. Ventils das Herunterstimmen um vier Halbtöne (große Terz)
- 1. und 3. Ventils das Herunterstimmen um fünf Halbtöne (reine Quarte)
- 1., 2. und 3. Ventils das Herunterstimmen um sechs Halbtöne (übermäßige Quarte)
Alle Blechblasinstrumente mit Ventilen können so systematisch in Halbtonschritten heruntergestimmt werden. Durch die Erfindung der Ventile sind die Blechblasinstrumente in der Lage, alle Töne und Halbtöne erzeugen zu können. Mehr Ventile ermöglichen nur relativ wenige zusätzliche Töne. Der erfahrene Blechbläser kann mit weiteren Ventilen die Feinstimmung (Intonation) verbessern, indem er andere Griffkombinationen verwendet.